Das BEOS FORUM 23

Wenn aus vielen Ich ein WIR wird

07. Juni 2023

Das wurde aber auch Zeit: Nach über vier Jahren pandemiebedingter Pause fand am 11. Mai endlich wieder einmal ein BEOS FORUM „weiter denken“ statt. In der Malzfabrik in Berlin-Schöneberg trafen sich insgesamt rund 130 Investorinnen und Investoren, Bankenvertreterinnen und -vertreter, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner sowie Kolleginnen und Kollegen der BEOS und Swiss Life Asset Managers.

 

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand vor allem ein Wort – und eine Frage, wie Vorstandssprecher Holger Matheis bereits in seinem Grußwort klarmachte. Das Wort lautete Gemeinschaft, und die damit verbundene Frage rankte sich um alle Programmpunkte des Tages: Wie wird aus vielen Ich ein WIR?

BEOS-Vorstandssprecher Holger Matheis (1. v.o.) und Stefan Mächler, Group CIO von Swiss Life, begrüßten die Anwesenden.

Dass es dafür manchmal Umwege und ein dickes Fell braucht, zeigte gleich der erste Impulsredner, der von Moderatorin und Unternehmerin Annika von Taube auf die Bühne geholt wurde: Der Berliner Ijad Madisch, ein studierter Virologe und Mediziner, der die Vision hatte, eine Social-Media-Plattform für Forscherinnen und Forscher aller Nationen zu entwickeln. Mit der Idee, die von seinem damaligen Professor als „Firlefanz“ abgetan worden war, ging er zunächst ins Silicon Valley, wo er über einige Umwege schließlich auf Bill Gates traf. Der Microsoft-Gründer investierte in Madischs Unternehmen ResearchGate – und das, obwohl dieser seine Pitchpräsentation auf einem Macbook gehalten hatte. Inzwischen bietet ResearchGate mehr als 135 Millionen frei verfügbare Artikel, und „Professor Firlefanz“, der alte Arbeitgeber, gehört selbst zu den begeisterten Nutzern und Förderern.

 

Weiter ging es mit einem Vortrag über die Gemeinschaft von morgen – im Metaverse. Vicktoria Klich, Mitgründerin des w3.fund, der in Blockchain-Unternehmen investiert, referierte über die Möglichkeiten, die das Web 3 sowie die Blockchain für virtuelle Zusammenkünfte bieten. Noch sei die Technik das Problem, so Klich, da in virtuellen Räumen selten mehr als 100 Avatare in Echtzeit interagieren können. Doch dass der Durchbruch komme, sei nur eine Frage der Zeit. Außerdem erläuterte Klich, wie Blockchain-basierte Non Fungible Token (NFT) die physische Wirtschaft und Kultur verändern – und wie solche Token von der Kaffeebar bis zum Tennisplatz eingesetzt werden können.

 

Die Erforschung von Stadt und Gemeinschaft

 

Nach einer kleinen Pause (und einem sehr leckeren alkoholfreien Aperitif namens „Pink“ aus Grapefruit, Granatapfel, Kombucha-Fizz und Rosmarin) begann die Soziologin Prof. Dr. hc Jutta Allmendinger den zweiten Teil des BEOS FORUMS mit folgenden Worten: „Ich hoffe, dass Sie sich nicht wie eine Gesellschaft, sondern wie eine Gemeinschaft fühlen.“ Was das bedeutet und wie sich eine Gemeinschaft über Vertrauen soziologisch definieren lässt, stand im Mittelpunkt ihres Vortrags. Warum Gemeinschaft so wichtig ist, zeigte sie zudem in einer Live-Umfrage: Während jeder von uns von eigenen festen Wertvorstellungen ausgehe, denken wir insgeheim, dass diese für andere Menschen nicht so wichtig seien. Eine Gemeinschaft sei das beste Mittel gegen solche Stereotypisierungen.

 

Aus medizinischer Sicht näherte sich anschließend der Chefarzt und Stressforscher Prof. Dr. med. Mazda Adli dem Thema Gemeinschaft – insbesondere dem Zusammenleben in der Stadt. Unsere Städte versprechen zwar Freiheit, Wohlstand und kulturelle Vielfalt, können aber auch krank machen. Das Stadtleben ist mit einem größeren Risiko verbunden, an Depression oder sogar Schizophrenie zu erkranken – wenn zu viele Menschen auf zu engem Raum sind und Dauerstress herrscht, der zudem mit emotionaler Isolation verbunden ist. Doch es geht auch anders: Stadtplanerische und immobilienbezogene Faktoren wie Grünflächen oder die Gestaltung der Mobilität sind umso wohltuender für unser Gehirn und dementsprechend gesundheitsfördernd. Mehr Gemeinschaftsleben in urbanen Räumen wie dem Berliner Mauerpark sei sowieso das beste Mittel gegen Stress, so Prof. Adli.

Kunst und Kultur in der BEOSphäre

 

Der Lunch – von omnivor bis vegan – fand wie schon der ganze Vormittag bei frühsommerlichem Sonnenschein statt und bot Gelegenheit für gute Gespräche. Was dort in Form vieler Kennenlernen und Wiedersehen geschah, nannte nach dem Essen BEOS-Vorstandsmitglied Christina Schädler beim Namen: „Wir alle sind Teil der BEOSphäre.“ Es gehe nicht nur um klassisches Asset Management, sagte Schädler, sondern darum, allen Stakeholdern eine aktive Teilhabe zu ermöglichen, Mieter, Finanzierer, Investoren und alle anderen aktiv in die Entscheidungen einzubinden sowie gemeinsam Erfolge zu feiern.

Den Höhepunkt des Tages bildete das von BEOS-Vorstandsmitglied Jan Plückhahn moderierte Panel zum Thema „Mithilfe kultureller Nutzungen WIR-Räume für die Quartiere der Zukunft gestalten“. Darin widmeten sich die Teilnehmenden, bestehend aus Mieter, Berater, Investor, Projektleiter und Niederlassungsleiter, mitunter der Frage, wie sich die Renditeerwartungen der Investorinnen und Investoren mit dem Wunsch vereinen lassen, „Fair Tenants“, also Mieter mit sozialem oder kulturellem Mehrwert, auf den eigenen Flächen anzusiedeln. 

 

Die Diskussion zwischen den sechs Panelistinnen und Panelisten zeigte, dass das zwar ein Konflikt sein kann, aber nicht sein muss. Wie das Schaffen von WIR-Flächen bereits erfolgreich funktioniert, zeigen beispielsweise die Projekte „Studio Ukraine“ und „Hotel Continental“, wo geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern sowie vielen weiteren Nationen ein Raum für Kunst zur Verfügung gestellt wird – inklusive der Möglichkeit, mit den Nachbarn in Kontakt zu kommen und gegenseitige Bande zu knüpfen. Panelist Aaron Langguth vom Hotel Continental forderte in der Runde, dass die soziale Rendite ebenso viel gelten müsse wie die tatsächliche ökonomische Rendite. Volker Schmidt-Lafleur von der Versorgungskammer der Steuerberater im Land Nordrhein-Westfalen, der stellvertretend für die Investorenseite Rede und Antwort stand, bekräftigte zwar die Notwendigkeit einer stabilen Rendite, um die Versorgung seiner Mitglieder sicherzustellen. Sofern das gegeben sei, zeige er sich aber offen und fordere sogar den Mut, ganz gezielt solche alternativen Nutzungen umzusetzen. „Wir investieren immer in Abenteuer, am liebsten in solche mit sozialem Mehrwert“, fasste Schmidt-Lafleur zusammen.

 

„Uns wurde über die letzten 20 Jahre von Investoren- und Bankenseite viel Kapital anvertraut – und das zur Anlage in eine Assetklasse, die vor 13 Jahren bei Auflage unseres ersten Fonds noch gar nicht richtig als institutionelle Anlagemöglichkeit existierte. Das erforderte damals von allen Partnern der BEOS viel Mut und Zuversicht, aber vor allem Vertrauen in eine gemeinsame Vision. Dieses Vertrauen verstehen wir bei BEOS nicht als Geschenk, sondern als Leihgabe, da es beidseitig gepflegt und immer wieder gestärkt werden muss. Mit der BEOSphäre und dem BEOS FORUM wollen wir den richtigen Raum dafür gestalten“, fasste Moderator Plückhahn später zusammen.

Nach verabschiedenden Worten von den Vorstandsmitgliedern Hendrik Staiger und Jan Plückhahn, einem besonderen Dank an die Organisatoren des Events (vor allem an Lara Diener) sowie einem gemeinsamen Abschluss-Drohnenfoto im Außenbereich hieß es dann Abschied nehmen. Wir versprechen: Bis zum nächsten BEOS FORUM weiter denken dauert es garantiert nicht wieder vier Jahre!

Nach einem ereignisreichen Tag bedankten sich die vier BEOS-Vorstände beim Publikum.
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